Fleisch soll, wenn es nach der Berichterstattung in Massenmedien geht, ganz und gar nicht mehr „in aller Munde“ sein, zugunsten des Klimas. Die Klimakontroverse soll jedoch nicht Teil dieses Beitrags werden, vielmehr wollen wir zeigen, dass nachhaltig erzeugtes Fleisch sehr wohl möglich ist und dafür ein Praxisbeispiel aus dem Landkreis Esslingen zeigen.
Fleischkonsum und Klimakrise: Eine kontroverse Diskussion
Die Debatte um den Fleischkonsum und seine Folgen für das Klima hat heute ein neues Maß erreicht und wird in den Medien intensiv diskutiert. Berichte über hohe CO₂-Emissionen, Landnutzungsprobleme und den häufigen Einsatz von Antibiotika in der konventionellen Tierhaltung dominieren die Diskussionen. So beschreibt ein Artikel im Spiegel, dass die Fleischproduktion zu den wesentlichen Treibhausgasquellen zählt und der hohe Verbrauch von günstigem Fleisch in Deutschland besondere Probleme verursacht (1). Dabei wird jedoch oft nicht zwischen intensiver Massentierhaltung und nachhaltigen Alternativen unterschieden. Ein verantwortungsvoller Fleischkonsum ist jedoch möglich, wenn man auf Bio-Qualität und regionale Erzeuger setzt, wie wir gleich sehen werden. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist er in jedem Fall in Betracht zu ziehen.
Fleischkonsum als Teil der Menschheitsgeschichte
Denn Fleisch ist seit Millionen von Jahren ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Ernährung und hat maßgeblich zur Evolution des modernen Menschen beigetragen. Es ist gesichert, dass schon Australopithecus afarensis, eine Vorgänger Art des Homo Sapiens, vor über drei Millionen Jahren ein Aasfresser war und Knochen für das darin enthaltene Mark ausgeschabt hat (2). Archäologische Funde belegen, dass unsere Vorfahren bereits vor etwa zwei Millionen Jahren regelmäßig Fleisch verzehrten und teilweise Top Carnivoren waren. Der Konsum tierischer Produkte lieferte den frühen Menschen hochkonzentrierte Nährstoffe, die das Wachstum des Gehirns unterstützten und somit zur Entwicklung kognitiver Fähigkeiten beitrugen, die uns als Homo sapiens auszeichnen (3). Die hohe Energiedichte und das umfassende Nährstoffprofil von Fleisch – einschließlich essentieller Aminosäuren, Vitamin B12, Eisen und Zink – waren entscheidend für die Entwicklung und das Überleben unserer Spezies.
Wertvolle Inhaltsstoffe in Fleisch
Auch in der heutigen Zeit bleibt Fleisch aus ernährungsphysiologischer Sicht wichtig. Es liefert alle neun essentiellen Aminosäuren, die der menschliche Körper benötigt, jedoch nicht selbst herstellen kann, sowie Vitamin B12, das fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt und für das Nervensystem und die Blutbildung unerlässlich ist. Hinzu kommen bioverfügbares Eisen und Zink, die in pflanzlichen Lebensmitteln zwar auch vorhanden sind, jedoch in einer weniger gut verwertbaren Form. Ausschließlich in Fleisch- und Tierprodukten enthaltene Stoffe sind die Meat-based bioactive compounds, also wichtige Mikronährstoffe, die nur im Fleisch vorkommen, z. B. Taurin, Kreatin, Carnitin, Anserin, Carnosin, Q10, Liponsäure, Hämeisen. Vor allem Taurin, Kreatin, Carnitin und Carnosin sind sehr interessant, da Studien durch die Bank zeigen, dass die Menge dieser Stoffe, die man im Körper misst, direkt davon abhängt, wie viel man über die Nahrung zuführt. Daher ist mindestens der moderate Verzehr von Fleisch ein wertvoller Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung, insbesondere für Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Nährstoffbedarf, wie Kinder, Schwangere und ältere Menschen (4) Das Problem jedoch: Die heute in Supermärkten angebotene durchschnittliche Fleischqualität ist nicht mit der zu Urzeiten vergleichbar, noch nicht einmal mit der vor 100 Jahren. Deshalb ist heute eine bewusste und nachhaltige Entscheidung für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung essenziell.
Nachhaltiges Fleisch in der Region Esslingen: Direkt vom Erzeuger
Nachhaltiges Fleisch direkt beim Erzeuger zu kaufen, ist eine praktikable Option, um zum einen regionale, ökologisch bewirtschaftete Betriebe zu unterstützen und gleichzeitig hochwertigen Genuss zu erleben. Es gibt viele positive Beispiele in der Region Esslingen, wo Landwirte auf artgerechte und umweltschonende Haltungsweisen setzen. Die Tiere sind dort vor allem auch Teil des Ökosystems indem sie u.a. Flächen bewirtschaften, Gras mähen, den Boden lockern und mit ihrem Kot düngen. Das produziert bei den Tieren dann auch weniger Blähungen als Getreidemastfutter, ergo Treibhausgase. Eine Vielzahl dieser Betriebe kann etwa an Wochenmärkten angetroffen werden oder über Plattformen wie www.mein-bauernhof.de gefunden werden – hier entdeckt man oft überrascht, wie viele Möglichkeiten es gibt, nachhaltig produziertes Fleisch aus der Umgebung zu beziehen, dass ohne große Liefer- und Transportketten auskommt. Ganz zu schweigen von der Qualität der Produkte.
Fleischqualität und gesundheitliche Vorteile: Ein Vergleich zur Massentierhaltung
Untersuchungen bestätigen, dass etwa Puten, die unter natürlichen Bedingungen aufwachsen, oft höhere Anteile an Omega-3-Fettsäuren aufweisen. Diese Fettsäuren gelten als förderlich für die Herz-Kreislauf-Gesundheit und entstehen durch das Pflanzenreiche Futter und die natürliche Bewegung der Tiere (5). Laut einer Studie des European Food Safety Authority (EFSA) weist das Fleisch von Puten aus Freilandhaltung zudem eine bessere Nährstoffzusammensetzung auf (6).
Neben den Omega-3-Fettsäuren enthält Fleisch aus Freilandhaltung häufig höhere Mengen an Mikronährstoffen wie Vitamin E und Selen, die durch die natürliche, vielseitige Fütterung gefördert werden. Diese Mikronährstoffe sind wesentlich für das Immunsystem und das allgemeine Wohlbefinden (7). In der Massentierhaltung hingegen kann es zu einem Mangel an diesen wichtigen Nährstoffen kommen, da die Tiere schneller gemästet werden und eingeschränkt Zugang zu natürlichen Futterquellen haben.
Rückstände von Medikamenten in Fleisch – Ein kritischer Punkt
Ein weiterer Aspekt, der die Fleischqualität beeinflusst, ist der Einsatz von Medikamenten. Aufgrund der hohen Besatzdichte ist der Einsatz von Antibiotika in der konventionellen Massentierhaltung üblich, um Krankheitsausbrüche zu verhindern. Die WHO warnt jedoch, dass dieser Antibiotikaeinsatz zur Entwicklung von Resistenzen beiträgt, was langfristig ein Gesundheitsrisiko für Menschen darstellen kann (8).
Best Practice: Wilde Bio Streuobstputen aus dem Lenninger Tal
Damit sind wir direkt bei einem Paradebeispiel, das wir euch heute gerne näher vorstellen wollen. Denn auf dem Bio-Streuobstputenhof im Lenninger Tal ist die Besatzdichte so gering und die Haltungsbedingungen so natürlich, dass auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet werden kann. Der ökologische Nebenerwerbsbetrieb ist in die Landschaft des Biosphärengebiets Schwäbische Alb eingebettet und setzt auf eine artgerechte und naturnahe Haltung seiner Tiere. Die Puten werden auf den extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen gehalten, die nicht nur den Tieren eine natürliche Umgebung bieten, sondern auch als wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren dienen. Diese traditionellen Streuobstwiesen sind bekannt für ihre hohe Biodiversität und gelten als wertvolle Ökosysteme mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten (9).
Pute oder Truthahn? Ein Einblick in Begrifflichkeiten und Biologie
Bevor wir weiter ins Detail gehen, lohnt es sich, die Begriffe „Pute“ und „Truthahn“ genauer zu beleuchten, denn sie beschreiben dasselbe Tier: Meleagris gallopavo, die ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika stammt. „Truthahn“ wird oft als allgemeine Bezeichnung für das männliche Tier genutzt, während „Pute“ im deutschen Sprachgebrauch geschlechtsneutral für das gesamte Tier oder spezifisch für das Weibchen verwendet wird. Beide gehören zur Familie der Fasanenartigen (Phasianidae) und bevorzugen natürliche Habitate wie Waldränder und halboffene Landschaften (10). Heute wird „Pute“ besonders in der Landwirtschaft verwendet, und besonders das Weibchen dieser Art ist in der Fleischerzeugung verbreitet.
Die ideale Umgebung für Putenhaltung - in Esslingen!
Puten stammen ursprünglich aus Nordamerika und leben in offenen Steppen und Wäldern, wo sie Grasflächen zur Nahrungssuche und Bäume als Schutz und Rastplätze nutzen. Die Streuobstwiesen im Lenninger Tal bieten eine vergleichbare Umgebung, die eine artgerechte Haltung ermöglicht. Hier können die Puten ihr natürliches Sozialverhalten und Bewegungsdrang voll ausleben, was sich positiv auf ihre Gesundheit und Stressresistenz auswirkt. Studien zeigen, dass die Freilandhaltung auf diese Weise eine robuste Gesundheit der Tiere fördert (11) und zur Fleischqualität beiträgt (12).
Massentierhaltung und ihre Folgen für die Puten
In der konventionellen Massentierhaltung sind Puten oft erheblich schlechteren Bedingungen ausgesetzt. Die Tiere werden häufig auf Hochleistung gezüchtet, um eine besonders große Brustmuskulatur zu entwickeln, da dieser Teil des Fleisches als besonders profitabel gilt. Diese starke Züchtung führt jedoch zu gesundheitlichen Problemen, wie etwa Gelenkschäden und Atemnot, da die stark vergrößerte Brust das Gleichgewicht und die Bewegungsfreiheit der Tiere stark einschränkt. Studien zeigen, dass viele Mastputen unter ihrem eigenen Körpergewicht leiden, was nicht nur zu Bewegungsstörungen, sondern auch zu chronischen Schmerzen führen kann (13). Hinzu kommt, dass Puten in der Massentierhaltung auf engem Raum gehalten werden, was ihr natürliches Verhalten unterdrückt und das Stresslevel erhöht. In den meist reizarmen, überfüllten Stallungen wird das Federpicken – ein Anzeichen von Stress und Langeweile – oft zur Norm (14). Diese Bedingungen stehen im krassen Gegensatz zur artgerechten Haltung im Freien, wie sie auf dem Bio-Streuobstputenhof im Lenninger Tal praktiziert wird.
Bio - Streuobstputen mit viel Platz und Bewegungsfreiheit im Landkreis Esslingen
Die Streuobstputen auf dem Hof im Lenninger Tal genießen ein artgerechtes Umfeld mit großzügigem Platzangebot, das weit über die gesetzlichen Bioanforderungen hinausgeht. Nach ihrer Aufzucht haben die Puten Zugang zu weitläufigen Streuobstwiesen, wo sie ihre natürlichen Verhaltensweisen in grünen, offenen Ausläufen ausleben können.
Der Zugang zu frischer Luft und die vielen Bewegungsmöglichkeiten tragen zur Gesundheit und Robustheit der Streuobstputen bei. Durch die freie Haltung und die langsamere Wachstumsweise entwickeln die Tiere eine bessere körperliche Konstitution und sind deutlich widerstandsfähiger als Puten aus konventioneller Bodenhaltung in engen, reizarmen Ställen. Um die hohe Qualität zu gewährleisten, wird nur eine begrenzte Anzahl der Streuobstputen an verschiedenen Terminen angeboten, in Form von Paketen von 4-5 kg aus verschiedenen Teilen des Tieres, die sich dann wunderbar weiterverwenden lassen.
Aus eigener Erfahrung können wir sagen: Das Fleisch und der Geschmack sind einzigartig! Und können nur empfehlen: Meldet euch bei der netten Familie Gökeler und sichert euch euer Putenpaket!
Über deren Webseite www.paradiesle.com/ findet Ihr zudem die Termine und das weitere Angebot (u.a. Apfelsaft und Kürbis).
Du willst mehr über gesunde Ernährung erfahren? Dann schau mal hier vorbei: Ernährungsberatung Esslingen und Umgebung
Quellen, Referenzen & weiterführende Literatur:
- Fleisch- und Milchproduktion verursachen zwölf Prozent der Treibhausgase. (o. D.). Der Spiegel. Abgerufen am 30. Oktober 2024, von https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimakrise-fleisch-und-milchproduktion-verursachen-zwoelf-prozent-der-treibhausgase-a-575bad9b-2bc0-4afe-9a91-aec539d63409
- Oldest evidence of human stone tool use and meat-eating found. (o. D.). Max-Planck-Gesellschaft. Abgerufen am 30. Oktober 2024, von https://www.mpg.de/research/oldest-evidence-human-stone-tool-use
- Wrangham, R. (2009). Catching Fire: How Cooking Made Us Human. Basic Books.
- National Institutes of Health (NIH). (2022). Nutritional Benefits of Meat and Essential Micronutrients.
- Härtel, H., et al. (2019). Einfluss von Biohaltung auf Tiergesundheit und Produktqualität.
- European Food Safety Authority (EFSA). (2015). Scientific Opinion on welfare aspects of farmed birds.
- Weißmann, F., & Gauly, M. (2016). Nutztierhaltung in Freilandhaltung und Stallhaltung im Vergleich.
- World Health Organization (WHO). (2020). Antimicrobial resistance. Abgerufen am 30. Oktober 2024, von https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance
- Agroscope. (2021). Biodiversität in Streuobstwiesen: Ökosysteme und Artenvielfalt in extensiv bewirtschafteten Obstwiesen.
- Bundesamt für Naturschutz (BfN). (2022). Biodiversität in Streuobstwiesen.
- Mench, J. A. (2008). Farm animal welfare in sustainable production systems. Poultry Science. Abgerufen am 30. Oktober 2024, von: https://academic.oup.com/ps/article/87/2/400/1504881
- Rassow, J., et al. (2020). Vergleich von Fleischqualitäten: Massentierhaltung vs. Freilandhaltung.
- Ensminger, M. E., & Parker, R. O. (2020). Poultry Science: Health Challenges in Mass Production Systems. Poultry Science Journal.
- University of California. (2018). Behavioral Indicators of Stress in High-Density Poultry Housing. Poultry Behavioral Science.